Arbeitnehmer in einer Agentur für Design oder vergleichbaren Tätigkeiten sind bedauernswerte Geschöpfe. So sehr sie sich auch bemühen, sich an geregelte Arbeitszeiten und Ordnung zu halten, irgendwann wird diese Phase an normalem und fast schon als seriös zu bezeichnenden Lebensstil jäh unterbrochen. Ähnlich einem Hustenanfall sind auch die spontanen Ideen und Entwicklungen nahezu ununterdrückbar. Ja mehr noch: Völlig unkontrolliert wird der kreative Mitarbeiter von Schüben an Einfällen, geschüttelt, welche einen gewöhnlichen Beamten vermutlich für Wochen ans Bett fesseln würden. Zumindest aber würde die Dienststelle einen Besuch beim amtseigenen Psychologen anraten. Der „Kreative Mitarbeiter“ hingegen steht diese Phase tapfer durch und hofft inständig, daß es ihm auch diesmal wieder gelingt, seinen Einfallsreichtum irgendwie kanalisieren zu können.
Schafft er das nicht, so geschieht es nicht selten, daß sich die Kreativität sich auf äußerst folgenschwere Art und Weise Bahn bricht. Darunter haben dann meist die Menschen in der unmittelbaren Umgebung .also Kollegen und Vorgesetzte zu leiden. Scheinbar unerschütterlich humorvoll können sie jeder noch so ausweglosen Situation etwas Gutes abgewinnen und finden tatsächlich Lösungen zu Problemen, die eben noch als unlösbar eingestuft wurden. Dies geschieht sehr zum Verdruss der Pessimisten in der Firma. Diese finden nämlich einzig und allein Halt in der Tatsache, dass die Situation aussichtslos ist. Da kommt also jetzt dieser Kreativling daher und raubt ihnen mit positiver Energie und Ideenreichtum auch noch diese letzte Bastion der Hoffnungslosigkeit.
Es ist also dringend zu empfehlen, einen Mitarbeiter, der gerade einen dieser beschriebenen Kreativitätsschübe erleidet, schnell zu isolieren. Er sollte mit einem Projekt beauftragt werden, welches seine ganze Energie in Anspruch nimmt. Als alternative Therapie wird oft auch empfohlen, ihn mit Dingen zu beschäftigen, die so gar nicht seinem Naturell entsprechen. Der natürliche Instinkt einer Mutter gibt uns die Richtung vor: Der Satz “Räum dein Zimmer auf” erstickte bereits in Teenager-Tagen jegliche spontane Idee im Keime. Auch im Berufsleben gibt es vielversprechende Therapieansätze. Schreiben Sie daher ihre kreativen Mitarbeiter bitte nicht ab, sondern integrieren Sie ihn vielmehr in einen geordneten, durch und durch vorhersehbaren Arbeitsablauf.