Wenn bei einem Ausflug der Blick weg von einer romantischen Burgruine und hin zum Display des Smartphones wandert, ist es manchmal fraglich, welches von beidem altertümlicher wirkt: Das historische Banner auf dem Bergfried (auch „Hauptturm“) oder jenes am Ende der geöffneten Webseite? Mal unter Pastorentöchtern gesprochen: Balken zum Anklicken und wahllose Wurfsendungen per E-Mail sind echte Relikte aus der Frühzeit des World Wide Web, deren Zeit lange abgelaufen ist, die aber leider immer noch reichlich Verwendung finden. Gleiches gilt für noch nervigere Anachronismen wie PopUp-Werbung: Obwohl der Werbewert dieser Steinzeit-Methoden mehr als fraglich ist, werden sie weiterhin angewandt.

Dabei bietet doch gerade das Internet eine Fülle subtilerer Methoden, an Konsumenten heranzutreten. Mailings per Post oder E-Mails als „Dialog-Marketing“ zu bezeichnen, nur weil jemand theoretisch auch ohne die sonst obligatorische Gewinnspiel-Teilnahme antworten könnte, ist ein echter Treppenwitz. Im Rahmen einer gut gemachten „Web 2.0-Präsenz“ treten dagegen viele wirklich gern und entsprechend häufig mit ihrer Lieblingsmarke in Kontakt. Wenn dann nicht gleich wieder die übliche Klaviatur zwischen Rührstück und Abgreifwille gespielt wird, sondern echtes Interesse am Kunden und seinen Fragen erkennbar ist, kann es in Sachen Kundendialog und -bindung eigentlich gar nicht besser laufen.

Ähnlich verhält es sich bei der Zusammenarbeit mit Bloggern. Wenn keine riesigen Logos den ohnehin stets zu kleinen Bildschirm zukleistern, sondern nur ein dezent unterstrichenes Wort an einer einzigen Stelle des Textes einen gesponserten Link vermuten lässt, wird so viel Understatement in der Regel deutlich positiver aufgenommen. Gerade in Sachen Online-Werbung ist daher weniger oft mehr.

Umgekehrt lässt das Netz in Sachen filmischer Aufbereitung der Botschaften mehr Raum und Zeit zu. Bei guten Geschichten die technisch wie optisch professionell aufgemacht sind, bleiben gewöhnlich erheblich mehr Zuschauer hängen, weil sie wissen möchten, wie die Story weitergeht. Insofern sind Ying und Yang des Marketings im Netz noch dabei sich zu finden und in Beziehung zueinander zu setzen. Kombiniert mit den immer größeren technischen Möglichkeiten bleibt gerade dieses Feld der Werbung auch in Zukunft besonders spannend.