Warum tauchen in so vielen Werbungen – vor allem in TV-Spot – eigentlich immer Frauen vom gleichen Typ auf? Jung – aber nicht zu jung, dynamisch – und zwar sehr dynamisch, sexy – aber nicht zu Porno, erfolgreich – aber mit einem breiten Lächeln, das immer noch menschlich wirken soll. Sie stehen mit beiden voll im Berufsleben, sind karriereorientierter als das schlimmste Alpha-Männchen und trotzdem soll man ihnen noch abnehmen, dass sie sinnlicher und verführerischer sind als eine Megan Fox – selbst wenn sie gerade eine Damenbinde bewerben. Wer zum Teufel hat diese 35-jährigen Frauen nur erfunden? Denn im wirklichen Leben gibt es sie nicht – bis auf die wenigen, die tatsächlich dumm genug sind, diesen Typ Frau aus der Werbung auch noch kopieren zu wollen. So sind Frauen einfach nicht. So ist der Mensch nicht. Was hat die Werbung sich nur dabei gedacht?

Ein anderer Typ Frau aus der Werbung ist das Heimchen. Da hat sich seit 50 Jahren nichts verändert. Das sind dann Frauen, die total glücklich darüber zu sein scheinen, dass sie die Wäsche blütenrein waschen können und darüber hinaus auch noch stolz wie Bolle sind, weil sie ein schwedisches Hackbällchen-Rezept aus der Fertigtüte bis zum Mittag warm gemacht kriegen. Für sie ist die Erfüllung des Lebens immer noch der heimische Herd und der Dienst am Ehegatten und der gemeinsamen Brut – sprich, der Dienst am Vaterland. Auch diese Frauen gibt es nicht, nur ein paar ganz verirrte auf Antidepressiva glauben noch, so ein wenig Glück zu erfahren. Auch das hat ihnen nur die Werbung eingeredet.

Als dritter Stereotyp Weibchen schenkt uns die Werbung noch die Anfang 20-jährigen, die ihren Mädchencharme völlig unbedarft ausleben. In jeder ihrer Mienen, in jeder ihrer Gesten liest man, dass das Leben absolut wunderbar werden wird und dass es überhaupt keinen Grund gibt, das Leben philosophisch zu hinterfragen. Zwischen zwei Vorlesungsbesuchen wird einfach mal herzhaft in einen angeblich nahrungsbewussten Schokoriegel gebissen und die ganze Welt ist ein Spielplatz ohne Krieg, Terror, Konsumzwang und Eitelkeiten. Wenn das so einfach wäre. Auch diese Frauen gibt es nicht, niemand, der Anfang 20 ist und halbwegs normal tickt, macht sich keine Gedanken über sich als Mensch in der Welt, in der er lebt. Nur die Werbung macht alles einfacher, versteht die Welt und das Leben und befriedigt die Bedürfnisse. Bedürfnisse, die sie erst geschaffen hat. Aber wer ist denn dumm genug, das zu glauben? Also sämtliche Frauen, die ich so kenne, sind es jedenfalls nicht.