Ab und an muss man sich als Werbe-Futzi ja doch mal fragen, ob das alles so richtig ist, was wir da so machen. Ich meine, eigentlich helfen wir nur dabei, Produkte zu verkaufen, die zu 90 Prozent völlig überflüssig sind. Warum gibt es in jedem Jahr 20 neue Rasierschäume? Als ob sich da irgendwas dran ändern würde. Tut es nämlich überhaupt nicht. Trotzdem redet die Werbung genau das den Konsumenten ein. Oder Rasierklingen. Die alten waren auch scharf genug, ein borstiges Männergesicht so glatt zu rasieren wie einen Babypopo. Aber der Hersteller produziert das Zeug nun mal und muss das irgendwie auch verkaufen. Heißt es deshalb, Angebot und Nachfrage?
Eigentlich sollte es doch Nachfrage und Angebot heißen, wenn man mal logisch drüber nachdenkt. Die große Welt der Konsumenten hat ein Verlangen, es besteht also eine Nachfrage, und dieser Wunsch wird dann von einem Hersteller befriedigt, also er macht ein passendes Angebot. Das wäre ein logischer Markt. Stattdessen aber produziert der Hersteller etwas und hofft dann, dass ihm die Konsumenten das Produkt aus den kapitalistischen Klauen reißen. Falls sie das aber nicht tun, schaltet er eine so genannte Werbeoffensive, die den Konsumenten so lange mit Bilder und unbewussten Aufforderungen bombadiert, bis er einknickt, los rennt und einkauft, was er eigentlich gar nicht haben wollte. Er hat nicht danach gefragt.
Aber den Konsumenten fragt eigentlich auch keiner. Der Konsument soll konsumieren, was hergestellt wird. Wenn nicht freiwillig, dann mit Werbe-Gewalt. Auch diese Kriegsrhetorik – wie zum Beispiel in dem schönen Wort ‚Werbeoffensive‘ – kommt ja nicht von Ungefähr. Denn eigentlich sind die Produzenten und die Konsumenten zwei völlig verschiedene Parteien mit völlig unterschiedlichen Standpunkten und Zielen. Der Konsument will Produkte, die er braucht und die er nicht ständig durch neue ersetzen muss, weil das nämlich alles nur sein hart erarbeitetes Geld kostet, und der Produzent will aber so viel von seinen Produkten verkaufen, wie irgendwie möglich, damit er viel Profit machen kann. Und weil nicht zusammen kommt, was eigentlich nicht zusammen passt, gibt es uns – die Werbe-Futzis.