Wenn es im Leben im Wortsinne zu bunt wird, ist häufig Werbung im Spiel. Auffallen um jeden Preis ist in Einzelfällen immer noch das Maß der Dinge. In der Regel sind Farbwahl und Motive aber so, dass Plakate, Anzeigen und Werbefilme in ihrer Umgebung mehr oder weniger aufgehen. Doch wie kommt es, dass gerade in Sachen Grafik und Webdesign eine derart große Breite der Ausdrucksformen zu finden ist?
Meist liegt es gar nicht an den Grafikern selber. Zum schwarzen T-Shirt oder Pulli gesellen sich bei diesen gerne schwarzer Kaffee oder Tee. Für die bessere Konzentration bestehen Einzelexemplare sogar gelegentlich auf einer schwarzen Wand in ihrem Büro. Wenn irgendwo Licht ist, dann soll es nach Möglichkeit geschluckt werden. So stellt sich das Herstellen eines Gleichgewichts von Yin und Yang im emotionalen Haushalt dieser Menschen praktisch dar.
Die zuweilen anzutreffenden Farbexzesse sind trotzdem weit weniger geistigen Einbrüchen von Grafikern als geistigen Ausbrüchen ihrer Kunden zu verdanken. Gerade wenn diese selber einsehen, dass das Sexappeal ihres Produkts eher bescheiden ist, wünschen sie sich den besonderen Auftritt. Das muss dann fast notwendigerweise in einem Übertünchen enden, dass die Farbpalette bis ins Letzte ausschöpft. Wirklich coole Dinge können sich deutlich mehr Understatement in der Präsentation leisten.
Und dann gibt es noch die Grafiker, die keinen schwarzen Rollkragenpullover tragen, aber dafür unter ihrem Freizeithemd ein Rückgrat haben. Grafiker, die es schaffen, ihren Kunden zu vermitteln, dass Aufmerksamkeit beim Publikum auch auf andere Weise erreicht werden kann. Dass es beim Webdesign nicht zuletzt darauf ankommt, dass sich Nutzer schnell und unkompliziert zurecht finden und zu viel Farbe im Netz vom Wesentlichen ablenkt. Nach der zweiten Tasse Kaffee werden die Vorstellungen meist gegenseitig klarer – und genau dann entsteht die Vorstellung von Bildern, die tatsächlich überzeugen.