Glaubt man der Industrie, dann gilt: „Ich kaufe, also bin ich!“ Gleichzeitig weiß aber auch jeder, wie schnell sich dadurch auf einem Dachboden, in einem Schrank oder Keller, erstaunliche Mengen vermeintlich „dringend notwendiger“ Dinge ansammeln können, welche vielleicht einmal kurzfristig gebraucht worden sind, nun aber ein Schattendasein in den unendlichen Weiten des jeweiligen Stauraums fristen. Das eigentlich kuriose daran ist, dass jeder von uns auf irgendwelchen Sachen „sitzt“, während der Nachbar möglicherweise genau so etwas gerade benötigt und deswegen in das nächste Geschäft eilen muß.

Mit diesem Sachverhalt vor Augen, hat sich das Schweizer Projekt „pumpipumpe.ch“ nun all dieser „Kellerleichen“, „Staubfänger“ und Ausnahmezustände angenommen. Ohne jegliche Gewinnorientierung verteilen die Züricher kostenlos Ihre Sticker für Briefkästen in Deutschland und der Schweiz, womit engagierte Leute signalisieren können, welche Dinge sie nicht nur selbst vorrätig haben, sondern auch gerne unentgeltlich verleihen würden.

Seit 2012 hat diese Idee für viel Aufmerksamkeit bei den Nachbarn, aber auch in der Presse gesorgt. Sie wird inzwischen mittels Crowdfunding und „Partnerunternehmen ehrenhalber“ weiter in die Welt getragen – auch aus Japan, Brasilien und Russland wurden bereits einige Stickersets angefordert.

Was ehemals als lokale Aktion für bewußteres Konsumverhalten begonnen hat, wird nun allmählich zu einer internationalen Bewegung und sicherlich zu etwas sinnvollerem innerhalb der „Sharing Community“, als das bisher übliche Online-Teilen von Bildchen, Posts, Gewinnspielen und sogenannten „News“.

Ob man dies nun zunächst unter dem Aspekt der „sozialen Interaktion“ einordnet oder in der Hauptsache als Maßnahme für „sinnvolleren Konsum“ sieht: Es setzt auf jeden Fall ein (freundliches) Zeichen und bringt die Menschen vielerorts dazu, wieder vermehrt (leibhaftig) miteinander zu reden.

Lediglich der Name des Projektes ist den Gründern noch etwas unangenehm („Pumpi“ = Fahrradpumpe, „Pumpe“ = leihen). Wenn sie gewußt hätten, „dass das Projekt auf soviel Resonanz stößt, hätten wir … länger über einen Namen nachgedacht.“