#stopworkingforfree * Nein, wir sind nicht die Zeugen Jehovas! Aber bei denen gibt es das Bibelverstehen, mit Gott reden und so –  und das alles gratis (= ohne Geld). Vielleicht sollten wir unseriöse Pitchanfragen einfach unkommentiert dorthin weiterleiten?

Warum wir so angepisst sind? Wir haben gestern eine Pitchanfrage von einer großen internationalen Unternehmensberatung erhalten, die für Ihren Schweizer Kunden ein Relaunch/Rebranding wünscht. So weit, so gut. Spannendes Projekt – wir werden alle reich – jemand mag unsere Arbeit – wir freuen uns. Schickt mal die Unterlagen:

Ähm *räusper* ok, ganz schön detaillierte KVAe (= Kostenvoranschläge) sollen wir da erstellen – verschiedene Arbeitspakete und Optionen – eigentlich möchte die Firma Ihre komplette Marke überarbeiten und wünscht dauerhaften Support. Na gut, kennen wir ja schon. Ziele des Rebrandings sind definiert – Check! Der Projektplan (wir haben immerhin einen) sagt, dass wir bis zum 3. August, 12 Uhr alle Unterlagen abgeben sollen. Moment mal – alle Unterlagen? Ohne Vergütung sind folgende Unterlagen gefordert, um überhaupt am Pitch teilnehmen zu können:

  • Credential-Unterlagen der Agentur (Präsentation)
  • Kostenkalkulation der Arbeitspakete und (Zusatz-) Optionen je Teilelement der einzelnen Pakete (siehe auch weitere Informationen)
  • Kreativvorschläge für das neue Unternehmens-Logo (Entwurf)
  • Sollen Geschäftsfelder und/ oder Kompetenzen in das neue Unternehmens-Logo integriert werden? Wenn ja, sind Vorschläge für die grafische Ausarbeitung des Unternehmens-Logos für unterschiedliche Geschäftsfelder und/ oder Kompetenzen anzubieten
  • Anwendungsvorschläge des neuen Unternehmens-Logos (z.B.) für Werbe- und Vertriebsmittel: Briefpapier/Blöcke/Umschläge, Flyer/ Plakate, Visitenkarten, Folierung der Firmenfahrzeuge, Anzeigen in Fachmagazinen, Corporate Fashion
  • Layout/ Mock-up für die graphische Gestaltung der neuen Corporate Webseite

Wenn wir nach Einsendung unserer Unterlagen ein positives Feedback erhalten, dürfen wir dann am 25. August unsere Unterlagen und Ideen auch persönlich beim Kunden präsentieren – natürlich auch kostenlos. Yippieh. Rückfragen direkt in der Firma sind nicht erwünscht. Wir dürfen aber gerne unsere Fragen bis zum 20. Juli an die Unternehmensberatung schicken. Also bis heute.

Wir denken lange und intensiv nach – irgendwas sollten wir doch noch wissen… da war doch was. Achja, gibt es ein Budget und falls „nein“: Wie hoch ist es? Nehmen noch andere Agenturen teil, falls „nein“: Hoffentlich nicht mehr als drei?

Wir lesen uns die Pitchanfrage nochmal durch, vielleicht sind wir Werbefuzzis, IrgendwasmitMedien-Typen einfach nicht so gut im verstehenden Lesen…. Ja, das haben wir doch glatt überlesen: die gefühlten 100 Angebotsblöcke können natürlich auch einzeln an die 1.000 pitchenden Agenturen vergeben werden. Ach sooooo – na dann. Das nicht definierte Budget kann also auch nochmal durch eine Million geteilt werden. Gut, dass wir es mit Zahlen auch nicht so haben – die verwirren uns nur.

Einen Lichtblick haben wir aber dann doch in den Unterlagen gefunden: „Die xy AG behält sich vor die Arbeitspakete an unterschiedliche Mandate/Agenturen zu vergeben und etwaige Markenrechte an entwickelten Unternehmens-Logos entgeltlich abzulösen.“

Irgendwann würden sie also irgendwas irgendwem bezahlen. Immerhin – irgendwie! #saynotospec #stopworkingforfree

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