Wie viele andere Berufe in der Kreativbranche auch, weckt der Beruf des Werbegrafikers viele Begehrlichkeiten. Schließlich sitzen doch Werbegrafiker den ganzen Tag nur mit gelackten Haaren in Designersesseln und schlürfen Whiskey aus der Agenturbar oder feiern mit Latte M. in schicken Cafés, um dann mal eine Stunde zu arbeiten. Oder etwa nicht?
Kann man Kreativität lernen? Und wenn ja, wo muss man sich anmelden?
Werbegrafiker gibt es indes auch als Ausbildungsberuf. Natürlich, denn ohne lizensierte Ausbildung müsste man ja aus einem verwandten Zweig kommen. Was de facto natürlich viele Werbegrafiker tun. Ein gewisses Händchen für visuelles Design gehört natürlich dazu. Und die Beherrschung eines analogen Pinsels sollte ebenso im Portfolio eines Werbegrafikers vorhanden sein wie die Bedienung des Grafiktablets oder das mühelose Auffinden der Formtools in der Creative Suite.
Denn natürlich müssen Werbegrafiker alle Tools des Grafikdesigners beherrschen können. So wie auch die korrekte Arbeit mit Zunge, Lippen und Stimmbändern erforderlich ist, um kommunizieren zu können, erfordert die visuelle Kommunikation natürlich ein anderes Händchen.
Ob Werbegrafiker nun wirklich zum Werbegrafiker ausgebildet sein müssen oder ob das ein Relikt des Kredentialismus ist, sei einmal dahingestellt. Es ist ein kreativer Beruf und wer gut darin ist, ist gut darin. Ob er/sie nun Grafikdesign, Kunst oder Literaturwissenschaften studiert hat.
Grafik auf Linie bringen
Und ein guter Werbegrafiker ist schließlich notwendig, um eine Kampagne auf Linie zu bringen. Gemeinsam mit dem General (Werbestrategen) koordinieren Werbetexter und Werbegrafiker die Message. Wobei die Grafiker alle Teile in Einklang bringen müssen, Ordnung schaffen aus dem Nichts.
Das erfordert aber eben nicht nur jenen kreativen Funken, der so flüchtig ist, sondern auch eine genaue Kenntnis der Regeln der Branche, der Geschichte der Werbung, des Corporate Designes, des Images der Marke und das Ohr am Puls der Zeit. Schließlich müssen die Designs von Werbegrafiker einschlagen wie eine Bombe. Sinnschwangeres Betrachten im Museum ist hier nicht gefragt, stattdessen arrangieren Werbegrafiker ihre Designs zu klaren Botschaften.
Schließlich ist die Werbung ein Stimulus, vergängliche Kunst und freche Bildlichkeit. Und das fordert eben eine ganz besondere Art von Künstler.