Kennen Sie das Buch 39.90 des französischen Romanciers Frederic Beigbeder? Wenn ja, schmunzeln Sie ruhig etwas in Gedanken daran. Falls nicht, möchte ich dieses Werk hier jedem wärmstens ans Herz legen, der einen gekonnten Einblick in die Welt der schönen, bunten Welt der Werbe-Fuzzis genießen möchte. Es ist witzig, sarkastisch, ja, stellenweise fast ein wenig bösartig und liest sich in einem Rutsch runter. Und glauben Sie mir, Sie werden Tränen dabei lachen.

Der Autor, Frederic Beigbeder, Jahrgang 65, gehört zwar mittlerweile zur Speerspitze der Kultur in Frankreich und ist wie sein Schriftsteller-Kollege Michel Hollebeque – und eigentlich wie die meisten französischen Schriftsteller und Chanson-Sänger – von einer tiefempfunden Melancholie und Weltschwermut geprägt, aber auch er hatte ein Leben vor dem Ruhm des Schreiberlings leben müssen, ein Leben im profanen Arbeitsalltag, der die meiste Zeit vor lauter Banalität kaum zu ertragen ist – gerade für Franzosen. In diesem früheren Leben war Monsieur Beigbeder als Werbetexter in einer großen französischen Werbeagentur beschäftigt, einem Global-Player dieser Branche und somit kennt er sich natürlich dementsprechend gut mit dem ganzen Heck Meck aus. Und es hat ihn – gelinde gesagt – angekotzt – das, was er dort tun musste, die Leute, für die er es tun musste und letztendlich auch er selbst.

Im Buch beschreibt er zuerst seinen Berufsalltag auf tragisch-komische Weise. Er ist zynisch und intelligent genug um zu wissen, dass er skrupellosen Herstellern von Produkten dabei hilft, gegen Honorar diese Produkte an das Volk zu verhökern, indem er den Menschen Träume ins Gehirn pflanzt, die sie eigentlich nicht haben. Er verkauft Scheiße – und Schluss. Er erträgt dieses Dasein nur noch durch orgiastische Partys, Prostituierte und einen exorbitanten Kokain-Konsum. Das führt soweit, dass er aus einem Meeting mit einem Joghurt-Hersteller stürmen muss – mit blutender Nase. Er beschließt, dass er sein Leben ändern muss. Aber vorher will er der ganzen Branche und vor allem den skrupellosen Herstellern und fadenscheinigen Wirtschafts-Alphamännchen noch gehörig einen Streich spielen – und das gelingt ihm dann auch auf herrlich komische Art und Weise. Also – wollen Sie etwas über Werbung lernen und sich dabei noch königlich amüsieren? – 39.90.

P.S.: Die Geschichte gibt es auch als gleichnamigen Film. Die Hauptrolle des verzweifelten Werbetexters Octave spielt – wie immer kongenial – Jean Dujardin, der für seine Rolle in dem Stummfilm ‚The Artist‘ einen Oskar gewonnen hat.